Auf einer schmalen Hochebene an der Grenze zur Pfarrei von Pai mit herrlicher Aussicht auf den Gardasee liegt die Ortschaft Crér, gegründet im Mittelalter von Bauern aus Torri, den Consolini, auf der Suche nach urbar zu machenden Böden. Vor dem Bau der Gardesana-Straße Anfang des 20. Jahrhundert war Crer ein wichtiges Wegekreuz, an dem die Saumpfade aus Torri, S.Zeno, Albisano und Pai zusammenliefen. Der Ort ist von herrlichen, gut gepflegten Olivenhainen umgeben. Die alten, eng beieinander stehenden Häuser und der immer noch rustikale Eindruck des Dorfes stellen einen besonderen Zauber dar. In einem Haus des Ortes finden wir einen Teil einer alten Olivenölmühle mit dem charakteristischen Mühlstein, der von einem Esel gezogen wurde. Von der Trattoria, seit alters gesellschaftlicher Treffpunkt der einst viel zahlreicheren Einwohner, gehen mehrere Straßen ab, auf denen die Umgebung erforscht werden kann. Wenig entfernt vom Ort erhebt sich über dem See am Rande des Valsana-Tals die Kirche San Siro, die ein gewisser Francesco Consolini im Jahr 1713 erbauen ließ. Der Kirchturm wurde erst 1880 errichtet. Am 9. Dezember, an dem das Fest des Schutzheiligen gefeiert wird, füllt sich der Ort mit Einheimischen und vielen früheren Einwohner, die den Ort auf der Suche nach Arbeit verlassen mussten. Von der Kirche geht der Blick über den gesamten oberen Teil des Sees, mit den Bergen auf der Brescianer Uferseite, dem Monte Gu – von den Veronesern Nase Napoleons genannt – und dem Monte Tremalzo. In nördlicher Richtung sieht man am venetischen Küstenstreifen die beiden Ortschaften Pai di sopra und Pai di sotto, dann den Weiler Ca`Tronconi und weiter oben einige zu S.Zeno gehörige Weiler (Villanova, Laguna, Castello).
Von der Kirche führt ein Feldweg zum See, genauer gesagt zum Ortsteil Piaghen von Pai, während die bergan gehende Straße über Piana Luca nach San Zeno di Montagna führt. Wir kehren zur Ortschaft zurück, durchqueren sie und steigen in Richtung Albisano zum Wald auf. Nach einigen Minuten kommen wir zu einem kleinen Tal, in dem aus einer Stützmauer große Steine mit einem Loch in der Mitte zu sehen sind. Es handelt sich um die sogenannten Prée da Mur, die die Pfeiler der Weinstöcke abstützten. Der Wald, der uns umgibt, ist der typische Wald der niederen Hanglage des Monte Baldo, bestehend aus Flaumeichen, Hainbuchen und Mannaeschen. Etwas weiter kommt man zu einer Gabelung, an der wir uns rechts halten und uns gleich darauf linker Hand im Gebiet der Steinsinschriften befinden. Auf einem großen, glatten Felsen, modelliert von einem Gletscher aus dem Quartär, finden wir Abbildungen eingeritzt, die vom vorgeschichtlichen Zeitalter bis fast in unsere Tage reichen, und sozusagen unter freiem Himmel ein Archiv der alten Hirtenvölker des Monte Baldo und Gardasees bilden.
In den Lichtungen des Waldes kann man einige Cistus-albidus-Sträucher entdecken, von den Einheimischen auch Wildsalbei genannt: Ein Strauch mit schönen rosafarbenen Blüten, der für die heißen, steinigen Zonen des westlichen Mittelmeers typisch ist und am Gardasee nur in diesem Bereich vorkommt. Er gilt als pflanzliches Überbleibsel vergangener Zeiten, die von einem warmen, trockenen Klima gekennzeichnet waren.